Behind The Doors #1

© Kulturprojekte Berlin, Jens Thomas
Behind The Doors #1

Judith Brückmann von Berlin Bühnen

In den Räumen von Kulturprojekte Berlin im Podewil ist immer was los. Hier wird das ganze Jahr über an Veranstaltungen wie der Berlin Art Week und Lange Nacht der Museen, Ausstellungen, Magazinen, Onlineportalen und Themenjahren gearbeitet. Doch Kulturprojekte ist zudem auch Anlaufstelle für Beratung, Bildung, Vermittlung und Förderung und bringt verschiedene Akteure aus der Kulturlandschaft zusammen, um einen stadtweiten Austausch zu ermöglichen. Zahlreiche Mitarbeiter arbeiten hier mit unermüdlichem Einsatz daran, Berlins aufregende kulturelle Vielfalt und ihre Geschichte sichtbar zu machen. Und genau diese Menschen möchten wir Euch von nun an vorstellen. Für den Blog klopfen wir für Euch an die vielen bunten Türen im Podewil und schauen, wer dahinter sitzt und woran dort gerade gearbeitet wird.

Im ersten Teil von Behind The Doors stellen wir Euch eine Mitarbeiterin vor, die – entschuldigt das Wortspiel – eigentlich immer irgendwas mit Theater macht (und das auch noch freiwillig). Die Rede ist von der Chefredakteurin des Onlineportals Berlin Bühnen: Judith Brückmann. Als wir sie treffen, ist gerade ganz schön was los um sie herum, doch Judith bleibt stets gelassen und empfängt wirklich jeden, der an ihre Tür klopft sehr herzlich. Bei ihr fühlt man sich gleich willkommen. Spontanes Fotoshooting für den Blog im Flur? Es wird nur eben schnell die Brille gewechselt, dann ist das gar kein Problem!

Man merkt sofort, dass hier jemand seine Arbeit liebt, egal wie stressig es mitunter werden kann. An den Wänden von Judiths Büro hängen ältere und neue Plakate aus Theatern, mittendrin leuchten einem die neonfarbenen Sticker von Berlin Bühnen “Ich will mehr Theater/Show/Tanz/Oper” entgegen. Sie verbreiten mindestens genauso viel ansteckende gute Laune wie Judith selbst. Zu den Postern im Büro gesellen sich die Pflanzen von Tischnachbar Daniel Paschen, die hier nicht nur eine hübsche Nebenrolle spielen, sondern auch so ein Kulturprojekt zu sein scheinen.

Von hier aus also betreut Judith das Onlineportal Berlin Bühnen, auf dem es einen tagesaktuellen Spielplan für alle gibt, die auf der Suche nach den besten Tipps für Theater, Oper, Show oder Tanz sind. Pünktlich zum Beginn der neuen Spielzeit haben wir deswegen Judith nach ihrer Arbeit und ihren persönlichen Highlights für die nächste Zeit befragt. Vorhang auf!

© Kulturprojekte Berlin, Saskia Wichert

Was passiert hinter Deiner Tür, woran arbeitest Du?

Zum Beginn der Spielzeit dekorieren wir um. Die Plakate der Spielzeit 2017/18 werden gegen die der neuen Spielzeit ausgetauscht. Diese Phase ist noch nicht abgeschlossen. Mein Kollege Daniel bringt Pflanzenableger mit, um das Büro zu begrünen. Sitze ich am Schreibtisch plane und schreibe ich neue redaktionelle Inhalte für das Portal und die Social-Media-Kanäle. Zum Spielzeitauftakt korrespondiere und telefoniere ich viel mit den Kollegen*innen der Bühnen und den Programmierern. Die Schnittstellen der Importbühnen müssen teils neu justiert werden, die Datenmaske hakt hier und da nach einem Sicherheits-Update, wir planen neue Features, damit die Seite noch nutzerfreundlicher wird. Mit Daniel haben wir eine Mediaplanung für Berlin Bühnen entwickelt. Ich arbeite letzte Korrekturen in das Handbuch für die Redakteure zur Dateneingabe ein. Die “Ich will mehr …!” Postkarten und Sticker haben einen fetzigen Rebrush bekommen, sind jetzt in Druck und liegen ab Oktober bei den Bühnen und auf dem Tag der deutschen Einheit aus. Außerdem planen wir schon jetzt Aktionen für die Adventszeit. Mittags sitzen wir im schönen Innenhof des Podewil und genießen die letzten Sonnenstrahlen.

Wie lange arbeitest Du schon für die Kulturprojekte? Und wo warst Du beruflich vorher unterwegs?

Ich arbeite seit 2014 für Berlin Bühnen. Vorher war ich in der Freien Tanzszene unterwegs und habe für Festivals und Institutionen als Redakteurin und Dramaturgin gearbeitet, Kommunikationsstrategien entwickelt und Tanzgeschichte unterrichtet. Ich habe Theater- und Literaturwissenschaft studiert und während des Studiums das Freie Theater entdeckt. Dank der damaligen Intendantin Nele Hertling pilgerte ich in den 1990er Jahren regelmäßig in das Hebbel am Ufer zu Gastspielen der internationalen Performance-Szene von der Wooster Group bis zu Jan Lauwers/Needcomany. Und natürlich immer der Tanz, angefangen mit zehn Mal Schwanensee, Apollon Musagète oder Das Lied der Erde in der Deutschen Oper während der Schulzeit bis zu 30 Jahren Tanz im August. Da stecken viele prägende und unvergessene Abende und Erlebnisse drin. Aber ich schweife ab…

Mit meinem Job bei Berlin Bühnen bin ich wieder mehr zum Theater zurückgekehrt und habe viel Neues entdeckt: neue Regiehandschriften, Autoren, Schauspieler*innen, Oper und Operette, kulturpolitische Debatten, Krisen und Katastrophen, die Unmöglichkeit alles zu sehen, die Gnade der Spielzeitpause.

© Kulturprojekte Berlin, Saskia Wichert

Wer nutzt das Berlin Bühnen Portal? Ist es auch was für Neulinge in der Berliner Bühnenlandschaft?

Das Portal ist ideal für alle, die einen Theater, Oper, Konzert, Tanz oder Show Besuch planen. Das Portal wird von Theaterenthusiasten, Berlin Besuchergruppen, Journalisten, Lehrern, Familien als auch gelegentlichen Theaterbesuchern genutzt. Manche rufen auch gleich an, für Kartenbestellungen, einen Tipp oder weil sie nach einer Premiere suchen.

Hand aufs Herz: Auch wenn der Sommer wunderschön war, sehnt man sich zum Ende der Sommerpause hin wieder nach mehr Tanz, Musik, Spielen, Show & Theater?

Es gibt eine kribbelige Betriebsamkeit zu Beginn der Spielzeit, die sich in meinem Posteingang durch einen erhöhten Pressemitteilungseingang zeigt und in stadtweiten Plakatkampagnen ankündigt, die bis in die Randbezirke wie Spandau oder Reinickendorf an Bauzäunen und Litfaßsäulen hängen. Amüsant, sexy bis unheimlich sind die Motive der “Sleeping Pranks” der Schaubühne, einer Kampagne von Christian Jankowski, in der das Ensemble jeweils einen Kollegen oder Kollegin “im Schlaf” inszenierte. Ich mag auch die Kampagne des Zeichners Christoph Nieman für die Deutsche Oper. Er verwandelt mit Übermalungen und feinen Strichen Fotos mit Objekten, Räumen und Flächen des Opernhauses in phantasievolle Figuren. Auch der Astronaut des Berliner Ensembles im U-Bahnhof Osloer Straße ist sehr toll.

© Kulturprojekte Berlin, Saskia Wichert

Welche persönlichen Highlights gibt es für Dich in der kommenden Spielzeit?

1. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit dem Performance Kollektiv She She Pop, das im Hau Hebbel am Ufer sein 25. Jubiläum feiert. Sie zeigen letztmalig das grandiose Stück “Testament”, eine berührende, komische und sehr weise Adaption von Shakespeares König Lear. Der Clou ist, dass die sechs Performerinnen und ein Performer mit ihren Vätern auf der Bühne stehen und mit- und gegeneinander den Generationenvertrag verhandeln als sensibles Tauschgeschäft von Liebe und Geld, Anerkennung und Führsorgepflicht, enttäuschten Erwartungen und unauflösbaren Banden bis in den Tod.

Shame, Shame, Shame!
25 Jahre She She Pop > Testament 28 & 29.9., 1. & 2.10.2018, jeweils 19 Uhr

2. Am Haus der Kulturen der Welt eröffnet Ende September die Ausstellung “The Most Dangerous Game”, mit Werken von Künstlern der Situationistischen Internationale um den Gründer Guy Debord. Die von den Situationisten formulierte rigorose Gesellschaftskritik mündete in öffentlichen Protestaktionen, die spielerisch die Konfrontation mit der bürgerlichen Gesellschaft suchte. Die Ausstellung thematisiert, laut Ankündigungstext, “den Bruch mit der Kunst um 1962, als die S.I. sich von jenen Mitgliedern distanzierte, die an einer vor allem künstlerischen Praxis festhalten wollten. Sie folgt den Aktivitäten der S.I. bis zur Revolte im Mai 1968 in Frankreich, an der die S.I. wesentlich beteiligt war.” Interessant ist auch, dass die Situationischen Aktionen des spielerischen Protest auch in der Street Art, der Konzeptkunst, Performance und ironischerweise in der Werbung nachhallen.

Haus der Kulturen der Welt |The Most Dangerous Game
Der Weg der Situationistischen Internationale in den Mai 68
Do, 27. September 2018 – Mo, 10. Dezember 2018

Mitte Oktober startet die zweite Staffel der “Tanzkomplizen, die im Podewil zeitgenössische Tanzstücke für Kinder im Grundschulalter und Jugendliche ab 13 + präsentiert. Zu entdecken gibt es phantasie- und humorvolle Stücke, die mit dem Körper Geschichten erzählen, mit Objekten interagieren, Bewegung und Sprache in einen Dialog bringen, Naturphänomene im Körper lokalisieren, mit Tricks die Schwerkraft aushebeln, von der Faszination des Anders-Seins oder vom anstrengenden Beruf der Tänzerin erzählen. Außerdem gibt es ein feines Rahmenprogramm mit Workshops und Gesprächen zu den Stücken.

TANZKOMPLIZEN | Tanz für junges Publikum
6. Oktober 2018 – 9. Juni 2019

Danke an Judith Brückmann für einen Blick hinter ihre Tür! Wer Lust auf mehr Bühnenluft bekommen hat, wird bei www.berlin-buehnen.de schnell fündig. Und um eine Sache mit den Worten von Judith noch klarzustellen: In Berlin können Sie aufgerüscht im Abendkleid, im Hipster Outfit oder in Jeans und T-Shirt ins Theater gehen. Geht alles.


Die Autorin Judith Brückmann ist Chefredakteurin des Online-Portals Berlin Bühnen. Das Gespräch führte Saskia Wichert, die als freischaffende Autorin für unseren Kulturpojekte Berlin-Blog tätig ist.