30 Jahre Friedliche Revolution – Mauerfall

© ullstein bild - ddrbildarchiv.de/grahn

7 Tage. 7 Orte. 7 Fakten zur Festwoche.

Berlin feiert den 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls an sieben Tagen und sieben Orten. Sieben Dinge, die man dazu wissen sollten.

Vor der Einheit kam die Freiheit. Der Mauerfall am 9. November 1989 war ein Meilenstein der Friedlichen Revolution und zugleich eines der bedeutendsten Ereignisse der jüngeren Berliner, deutschen und europäischen Geschichte. Er war Teil eines demokratischen Aufbruches in der DDR, den viele hautnah erlebt haben. Andere, spätere Generationen und Neu-Berliner*innen, kennen die epochalen Umbrüche im Herbst 1989 nur aus Bildern und Geschichten. Zum 30. Jubiläum können wir alle die Freiheit feiern — und müssen sie nicht mehr erkämpfen.

© picture alliance – Wolfgang Krumm

1. Berlin feiert den Fall der Mauer an sieben Originalschauplätzen der Friedlichen Revolution. Unterstützung kommt dabei von Menschen, die damals dabei waren, und 3D-Videoprojektionen.

Die Bedeutung der Friedlichen Revolution und des Falls der Mauer ist enorm – für Berlin, für Deutschland, Europa, die Welt. Wo kann man dies besser nachvollziehen, als an den Originalschauplätzen? An der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg zum Beispiel, wo sich im Herbst 1989 die Oppositionellen trafen. Auf dem Alexanderplatz in Mitte, wo am 4. November 1989 bei der größten Protestaktion der DDR-Geschichte Menschen für Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und freie Wahlen demonstrierten. Oder auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in Lichtenberg, wo Besetzer*innen im Januar 1990 dafür sorgten, dass die Akten erhalten blieben und eine ausführliche Aufarbeitung möglich wurde.

Was genau damals geschah, und wie viele Faktoren gemeinsam zur Revolution und damit zur Wiedervereinigung führten, erzählen Open-Air-Ausstellungen an den sieben Orten, zu denen auch Schlossplatz, Brandenburger Tor, Kurfürstendamm und East Side Gallery gehören. Dabei kommen viele Menschen, die damals dabei waren, zu Wort. Zudem laufen dort nach Einbruch der Dunkelheit 3D-Videoprojektionen. Historische Filmaufnahmen holen in Kombination mit beeindruckenden Licht- und Soundeffekten die Ereignisse zurück an die Hausfassaden und helfen der Vorstellungskraft auf die Sprünge.

Visualisierungsskizze 3D-Videoprojektion am Schlossplat
© Kulturprojekte Berlin unter Verwendung eines Fotos von Harf Zimmermann

2. Berlins bekannteste verschwundene Sehenswürdigkeit, die Mauer, wird mit Augmented Reality sichtbar gemacht.

Berlin ist zusammengewachsen, die Spuren der Teilung sind aus dem Stadtbild fast alle verschwunden – und das ist gut so! Aber wenn das Silicon Valley diese Virtual und Augmented Reality, von denen man immer hört, schon erfunden hat, können sie auch zum besseren Vermitteln der Vergangenheit beitragen.

Mit Hilfe der App MauAR kann sich jeder die Mauer auf ihrer kompletten Länge von 160 Kilometern rund um West-Berlin aufs Smartphone holen. Wer etwa an der Bernauer Straße steht und die App startet, sieht die Straße auf dem Bildschirm in geteilt. Das Mauer-Modell ist in 3D, sodass man an ihr entlang laufen kann. Zudem lässt sich zwischen drei Zeitpunkten – 1961, 1971, 1981 – springen, sodass sich die Entwicklung vom improvisierten Stacheldrahtzaun bis zur meterhohen Betonwand mit Todesstreifen nachvollziehen lässt.

Visualisierung MauAR-App
© BetaRoom, Foto: Vincent Stefan

Wer noch mehr wissen will, kann sich von Andreas aus Ostberlin und Johanna aus Westberlin, zwei fiktiven Charakteren, persönliche Mauer-Geschichten erzählen lassen. Auch dieses Feature ist interaktiv. Nicht wundern also, wenn plötzlich ein Panzer durchs eigene Wohnzimmer rollt (oder wo auch immer man die MauerAR-App startet).

3. Per Facebook-Messenger werden noch mehr historische Orte und Ereignisse animiert aufs Smartphone gebracht.

Weitere aktivierte Geschichte und Geschichten kommen anlässlich der Festivalwoche über den Facebook-Messenger aufs Telefon. Per QR-Code lassen sich an historischen Orten über 30 Augmented-Reality-Stories aktivieren. Diese nehmen einen mit zu den Skateboardern an der East Side Gallery oder den Mauerspechten ans Brandenburger Tor.
Dieses Feature sowie die MauAR-App klingen gut, aber der Akku ist gerade leer? An den sieben Veranstaltungsorten gibt es jeweils Info-Pavillons. Dort lassen sich Geräte zum Ausprobieren der Apps ausleihen.

4. Für Musik zur Jubiläums-Party ist gesorgt, auch ohne David Hasselhoff.

Wann der Mann mit dem Klavierschal und der LED-Lederjacke mal wieder das Bedürfnis verspürt, in Berlin „I’ve been looking for freedom“ zu performen, lässt sie nie sicher vorhersagen. Aktuell ist das zumindest im Rahmen der Festwoche nicht geplant. Ist aber gar nicht schlimm! Denn gesungen wird dennoch exzessiv. Konzerte spielen etwa Patti Smith, Isolation Berlin, Die Seilschaft und Pankow. Eine Übersicht findet sich hier. Zudem gibt es am 9. November am Brandenburger Tor eine große Bühnenshow, und auch dort wird gefiedelt (von der Staatskapelle unter Leitung von Daniel Barenboim), gerockt (Anna Loos) und aufgelegt (Westbam).

© ullstein bild – Zentralbild / Reinhard Kaufhold

5. In über 200 Debatten, Filmen, Lesungen und Kunstperformances finden auch vergessene Perspektiven und kritische Stimmen ihren Platz.

Der Fall der Mauer gehört gefeiert. Aber ein ernsthafter und kritischer Blick auf die Ereignisse damals und die Entwicklungen seitdem darf durchaus sein.
Dafür stehen an den sieben Festival-Orten die Pavillons bereit, in denen etwa über die Rolle der Treuhand debattiert , an den Beitrag von Frauen zur Friedlichen Revolution erinnert oder eine gescheiterte Republikflucht als Kunst-Performance aufgearbeitet wird. Über 200 Veranstaltungen gibt es ingesamt. Da ist für jede Stimmung, von Feier bis Besinnung, etwas dabei. Der Eintritt ist übrigens überall frei. Manchmal sind die Plätze allerdings begrenzt. Da gilt es, früh genug da zu sein. Für anderes muss man sich vorher anmelden. Das steht aber immer direkt im Programm dabei. Zur Übersicht bitte hier entlang.

6. Auch Wünsche für die Zukunft sind gefragt.

Zuhören ist gut und schön. Aber zur Friedlichen Revolution haben viele auch eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Interessiert das jemanden? Aber hallo!
Wer vom Jubiläum inspiriert Wünsche, Visionen oder Hoffnungen für Gegenwart und Zukunft loswerden wollte, konnte unter anderem Teil der Kunstinstallation „Visions in Motion“ werden. 30.000 persönliche Eindrücke wurden schon den ganzen Sommer über gesammelt. Auf Bänder geschrieben und verknüpft schweben die Botschaften während der Festtage am Brandenburger Tor Richtung Straße des 17. Juni im Wind. Gesammelt wird weiterhin online. Was da zusammenkommt, wird auch nach der Festivalwoche noch im Netz zu sehen sein.

Darüber hinaus freut sich die Robert-Havemann-Gesellschaft über alle Dokumente, Briefe, Eingaben oder Fotos, die von Alltag und Aktionen der Oppositionellen in der DDR zeugen.

© Kulturprojekte Berlin, Foto: Oana Popa

7. Niemand muss sich Sorgen um das November-Wetter machen.

Wie genau kam es zum Mauerfall? Dieses Buch erzählt und bebildert den beispiellosen Prozess und orientiert sich an sieben Orten in Berlin, die symbolisch für bestimmte Phasen der Revolution stehen. Zeitzeug*innen teilen ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse. Vier Essays – allesamt Originalbeiträge für diesen Band – ziehen Bilanz und öffnen den Blick in die Zukunft. Ein Buch für alle – das Geschichte beleuchtet und Geschichten erzählt.
Das Buch gibt es hier

Weitere Informationen zu den Feierlichkeiten sind hier zu finden: