20 Jahre Lange Nacht der Museen
Das Berliner Original feiert Geburtstag
Die Lange Nacht der Museen feiert Geburtstag. Seit 20 Jahren ist sie eine einzigartige Veranstaltung, bei der es bis tief in die Nacht heißt: Entdecke die vielfältige Museumslandschaft Berlins! Damals eine ganz neue Erfindung, hat inzwischen jeder in Berlin schon davon gehört – im vergangenen Jahr spazierten 30.000 kulturinteressierte Menschen durch die ungewöhnlich heiße Sommernacht. Doch wie fing alles an?
„Nachtschwärmer stürmten die Museen“ titelte der Tagesspiegel am 17. Februar 1997, zwei Tage nachdem die erste Lange Nacht der Museen weltweit stattgefunden hatte. Auf dem Foto sieht man Paare in Wintermänteln und mit Umhängetaschen am Brachiosaurus hochschauen. 18 Berliner Museen hatten damals den Mut, sich auf dieses Experiment einzulassen. Wie würden sich die Besucher*innen, die dann in Massen in die Säle mit den kostbaren Originalen schwemmen würden, verhalten? Doch das Konzept ging auf: Die neue Erfahrung, zu ungewohnter Zeit die Museen erkunden zu können, begeisterte die Leute.
Dass Kinder heute auf dem Boden vor den Alten Meistern malen, dass in Galeriesälen Konzerte stattfinden und DJs Clubatmosphäre in die Museen bringen, ist auch der Langen Nacht zu verdanken. Und obwohl das alles jetzt selbstverständlich ist, bleibt die Museumsnacht ein Highlight des Berliner Sommers.
Wann sonst kann man ohne lange Planung, ohne Zeitdruck einen ganzen Abend lang durch die schönsten und erstaunlichsten Sammlungen streifen? Wird von den Museumsleuten begrüßt, die neugierig sind auf ihre neuen Gäste? Kommt zwanglos ins Gespräch mit den Ausstellungsmacher*innen? Kann zwischendurch mit Freunden einen Drink an der Sommerbar nehmen oder auf Liegestühlen in den Himmel des lauen Abends schauen?
In dieser Nacht ist es ganz natürlich, auf Marmorstufen zu sitzen statt zielstrebig den Weg in die Ausstellung zu nehmen. Man lässt das Geschehen auf sich wirken, beobachtet intensiver die Umgebung und die anderen Besucher*innen und entdeckt vielleicht Orte, die man vorher nie wahrgenommen hat. Die entspannte Atmosphäre, die die Museumsnacht ausmacht, hat mit der besonderen Beleuchtung am Abend zu tun, aber auch damit, dass sich die Museen einmal anders als sonst präsentieren.
Die Geburtstagsnacht am 19. August werden wir mit rund 80 Häusern und 800 Veranstaltungen unter dem Motto „Made in Berlin“ begehen. Zu erleben sind in vielen Häusern berühmte Künstler*innen, legendäre Institutionen und Marken, die aus Berlin kommen. Das Filmmuseum zum Beispiel feiert den Weltstar Marlene Dietrich, das Ephraim-Palais inszeniert den Hauptstadtfußball, das Schwule Museum lässt mit den Gründer*innen und Wegbegleiter*innen seine eigene erfolgreiche Geschichte Revue passieren. Im Spionagemuseum laufen Agentenfilme, die in Berlin gedreht wurden, im Currywurstmuseum wird zum Sieger gekürt, wer die schärfste Sauce verträgt. In der Alten Nationalgalerie blicken mit Eduard Gaertner und Adolph Menzel auf das Berlin des 19. Jahrhunderts. Im Computerspielemuseum ist der erste Virtual-Reality-Automat aus Berliner Produktion zu sehen, und im Kunstgewerbemuseum präsentieren junge Berliner Designer*innen Kleidung, die wie ein Schlagzeug klingt oder beruhigende Töne von sich gibt, wenn man über sie streicht.
Im Mittelpunkt des Programms stehen an vielen Orten berühmte Berliner Persönlichkeiten, daher lag es nah, Prominente, die heute in Berlin leben, nach ihren musealen Vorlieben zu fragen. Wir waren erstaunt zu hören, dass Richard David Precht Museumsbesuche wegen der Möglichkeit zur ruhigen Versenkung schätzt – was in der Langen Nacht, zum Beispiel im Museum der Stille, auch möglich ist –, und fanden den Rat des Visagisten René Koch an die Besucher*innen originell, sich für diesen Abend einmal ganz besonders zu inszenieren – mit einer Gesichtsmaske am Nachmittag und Outfits am Abend, die man sonst nicht tragen würde.
Nur noch drei Wochen sind es bis zur Langen Nacht, die ersten Plakate hängen: Die feierlustige Nofretete, Tristan in Partylaune und der mit Girlanden geschmückte Oldtimer-Bus in der Stadt! Der Bus steht für die Kieztouren, ein neues Angebot: In Doppeldeckerbussen aus den 60ern und 70ern – in denen es genauso aussieht und riecht wie damals, auch die Motoren noch laut brummen – können sich die Besucher*innen quer durch die Berliner Kieze fahren lassen; dabei erfahren sie unter anderem, warum Wilmersdorf so viele Kirchen hat oder wo die Rote Insel in Berlin liegt und warum sie so heißt.
Und auch die Geburtstagstorte ist bestellt, zu klären ist nur noch, wie man das über ein Meter große Stück vor die Stufen des Alten Museums bringt…
Autorin Annette Meier ist die Projektleiterin der Langen Nacht der Museen und Redaktionsleiterin des Museumsportals.